Über die weibliche Wut

Über die weibliche Wut

Frauen wurden oft so sozialisiert, dass sie ihre Wut nicht frei ausdrücken durften (und ich bin mir bewusst, dass dies auch Thema bei allen Geschlechtern sein kann). Vielen wurde anerzogen: ein gutes oder braves Mädchen ist nicht wütend.

Wut ist jedoch eins der Grundgefühle, in jedem Menschen angelegt, und hat eine wichtige Funktion:
Sie zeigt deutlich hier ist eine Grenze erreicht! Stop! Und stellt die notwendige Energie zur Verfügung, sich durchzusetzen.

Wenn diese Energie versucht wird zu unterdrücken, kann es zu Gereiztheit, Sticheleien, hintenrum lästern, Nörgeln, Jammern kommen. Oder die Wutenergie wird vollständig unterdrückt zu Gunsten einer scheinbaren Harmonie.


"Brave Mädchen kommen in den Himmel- böse überall hin" - solche Sprüche ringen mir ein müdes Lächeln ab, mehr aber auch nicht. Die blockierte Wut und die Angst vor ihrer Kraft brauchen mehr als witzige Sprüche. 

Es ist Zeit für uns zu lernen, mit der Wut-Energie zu gehen, sich einzulassen auf das Ungewisse was folgt. Laut und deutlich zu sagen: Stop! Ich bin wütend! Ich ärgere mich über dich - oder: so will ich nicht, dass du mit mir umgehst!
Die Power im Körper zu spüren, Fäuste, die sich am liebsten ballen würden, eine Kehle, die sich ausdrücken will...
All das können wir lernen.

Körperarbeit hilft dabei ungemein – hineinspüren in den Körper. Wut zeigt sich oft durch aufsteigende Wärme im Bauch, Muskelanspannung in den Händen und Beinen, ein veränderter Atem und Spannung im Kiefer. Manchmal genügt es, das wahrzunehmen, zu spüren und alldem mit dem Atem und wertfreier Achtsamkeit zu begegnen. Oder Übungen aus der Bioenergetik können helfen, diese Energie wieder freizusetzen – und das ist wichtig: ohne dabei zu verletzen! Denn nur weil wir wütend sind, ist dies kein Freibrief für gewaltvolle Kommunikation, Anklagen und Vorwürfe. Für körperliche Gewalt natürlich erst recht nicht. Wenn die Energie sich im gehaltenen Rahmen der Therapie ausagieren durfte, abfließen durfte, fällt es leichter, klar und deutlich seine Gefühle auszudrücken – ohne anzugreifen. Das können wir wieder lernen.

Lasst die Wut uns durchströmen, um uns unseren Platz zu verschaffen. Hier bin ich.
Und dort bist du.

Um dann wieder respektvoll und liebevoll auf unser Gegenüber schauen zu können, wenn sich die Wut hat wandeln dürfen.

*Eure Nora Sonne*